1. Rahmenbedingungen und Qualifikation
„Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen,
sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“ (Maria Montessori)
Seit 2001 arbeite ich als Tagesmutter, habe am Vorbereitungsseminar für Tagespflegepersonen gemäß Tagesbetreuungsausbaugesetz teilgenommen, das Berliner Grund- und das Aufbauzertifikat für Tagespflegepersonen erworben und bin amtlich anerkannte pädagogische Fachkraft. Ich wurde bei einer freiwilligen Überprüfung durch das International Quality System for Education and Child Care (QUECC) mit der Höchstpunktzahl zertifiziert. Dieses Institut prüft Tagespflegestellen nach den gleichen Qualitätsanforderungen wie die prüfungspflichtigen Kindertagesstätten und bescheinigt meiner Arbeit mit den Kindern die gleiche pädagogische Qualität wie den besten Kitas.
Seit 2015 bin ich im Rahmen der Vernetzung mit KollegInnen quasi als Bindeglied zwischen dem Jugendamt und den Tagespflegestellen Regionalgruppensprecherin in Steglitz.
Des Weiteren bin ich zertifizierte Elterntrainerin (Tempelhofer Forum) sowie geprüfte und zertifizierte Elternberaterin bei ADS und ADHS (IFLW, Prüfnummer EB-346-PR-17038). Bei Interesse sehen Sie sich gerne dazu meine Homepage www.elternberatung-berlin.info an.
Ich biete fünf sowohl privat finanzierte als auch durch das Jugendamt geförderte Tagespflegeplätze an und unterstehe damit auch der staatlichen Aufsichtsbehörde, dem Jugendamt Steglitz-Zehlendorf. Selbstverständlich arbeite ich auch mit den Wohnortjugendämtern der von mir betreuten Kinder zusammen und stehe in regelmäßigem Austausch mit Steglitzer und Friedenauer Kolleginnen.
Meine Freude an der Arbeit erklärt sich im Grunde von selbst: Speziell im Alter von 0 bis 3 Jahren machen Kinder eine grundlegende und rasante Entwicklung durch, die ihr zukünftiges Leben in entscheidender Weise prägt. Sie entwickeln in dieser Zeit ein Bild von sich selbst, von anderen und von der Welt. Kinder auf diesem Weg in ihr weiteres Leben bestmöglich zu unterstützen halte ich für eine der wichtigsten Aufgaben der Pädagogik, weshalb ich den Kleinkindern eine kompetente „Begleitperson“ sein möchte.
Da sich Kinder eigeninitiativ bilden und hierfür Anregungen und Anlässe benötigen, sehe ich meine Aufgabe vor allem darin, den Kindern vielfältige Möglichkeiten für eigene Erfahrungen zu bieten und ihnen dabei zu helfen, selbst Lösungen für Probleme und Antworten auf ihre Fragen zu finden. Hier gilt das Montessori-Prinzip „Hilf mir, es selbst zu tun.“
Der Tagesablauf richtet sich nach Alter, Bedürfnissen und Wünschen der Kinder und gestaltet sich in der Regel folgendermaßen:
bis 8.00 Uhr | ggf. Essen vorkochen (bei zeitaufwendigen Gerichten) |
8.00 – 9.00 Uhr | Bringzeit (Begrüßung der Kinder, Austausch mit den Eltern); Freispiel |
9.00 Uhr | Morgenkreis, Frühstück, anschließend Körperpflege (soweit möglich selbständig: Hände waschen und Mund abwischen, Zähne putzen) |
ca. 9.30 – ca. 11.00 Uhr | Projektarbeit, Beschäftigungsangebote (singen, tanzen, musizieren, malen, basteln, experimentieren etc.), Freispiel, Aufenthalt auf Spielplätzen, Spaziergänge etc. |
ca. 11.00 Uhr | gemeinsames Aufräumen, Betten machen, Wickeln, Essen zubereiten, Tischdecken, Hände waschen |
11.30 – 12.00 Uhr | Mittagessen |
12.00 – 14.00 Uhr | Mittagspause (schlafen oder ruhen). In dieser Zeit können die Kinder nicht abgeholt werden. |
ab 14.00 Uhr | freies Spiel, Abholzeit (Austausch mit den Eltern, Verabschiedung der Kinder) |
1.1 Räumlichkeiten, Ausstattung und Umgebung
Die Kinder werden auf über 70 m2 meiner Wohnung betreut. Sie liegt im Vorderhaus der Holsteinischen Straße 25 in Berlin-Steglitz an der Grenze zu Friedenau und ist ruhig und hell. Die Busse M 76, M 48, M 85, 181 und 186 sowie Bahnhöfe der U9 (Walter-Schreiber-Platz) und der S1 (Feuerbachstraße) sind fußläufig in weniger als zehn Minuten erreichbar. Hier wohnen mein Sohn Robin, der während der überwiegenden Zeit der Betreuung der Kinder in der Schule ist, und ich. Außerdem leben bei uns kinderliebe Katzen. Ich rauche weder in noch außerhalb der Wohnung.
Je nach Fortbewegungsmöglichkeiten und -fähigkeiten der Kinder haben wir bei Spielplatzbesuchen die Auswahl zwischen zwei in unmittelbarer Nähe und sechs weiteren in erlaufbarer Entfernung liegenden Spielplätzen in Steglitz und Friedenau. Außerdem nutzen wir häufig den Sportplatz der nahe gelegenen Fläming-Grundschule.
1.2 Eingewöhnung
Eine gute und schonende Eingewöhnung ist eine grundlegende Voraussetzung für das weitere Wohlergehen der Kinder, so dass ihnen hier die Zeit gelassen wird, die sie individuell benötigen – die Eingewöhnungszeit wird an das Kind angepasst, nicht umgekehrt. Sie wird mindestens in den ersten beiden Wochen ausschließlich in der Wohnung durchgeführt, damit das Kind sich an mich, die anderen Kinder und die neue Umgebung gewöhnen kann und sich gut in unserem Alltag zurechtfindet. In dieser Zeit werden sie schrittweise und behutsam an die neue Situation gewöhnt, wodurch die Kinder emotionale Sicherheit durch das Gefühl der Zusammengehörigkeit erhalten.
Die Eingewöhnung ist auch die Zeit eines besonders intensiven Austauschs mit den Eltern, so dass die Möglichkeit besteht, auf noch offene Fragen, Themen, Wünsche und Sorgen einzugehen.
1.3 Ziele
Im Laufe ihres Aufenthalts in der Kleingruppe unterstütze ich die Kinder beim Erwerb und Ausbau der für das weitere Leben nötigen Kompetenzen. In meinen Bildungsangeboten werden diese Kompetenzen in vielfältiger Weise spielerisch geübt. In der Zeit bei mir bauen die Kinder Selbstgefühl und -bewusstsein auf; sie eignen sich die Regeln der Gruppe an und stimmen eigene Regeln ab, trainieren Konfliktlösungsmöglichkeiten, erweitern ihre sprachlichen Fähigkeiten und erlangen ganz nebenbei Toleranz für die Bedürfnisse anderer sowie Fertigkeiten, die zum Lernen unerlässlich sind, wie beispielsweise sich anzustrengen und mit anderen zu kooperieren. Sie üben ihre Grob- und Feinmotorik und leben ihre Kreativität, ihre musischen Fähigkeiten und ihre Phantasie aus. Die Kinder werden zur Selbständigkeit angeleitet (zum Beispiel beim selbständigen An- und Ausziehen, beim Essen mit Besteck und nicht zuletzt auch dabei, sich anderen gegenüber adäquat zu behaupten).
Sie können und sollen bei mir ihrem Selbsttätigkeits- und Forscherdrang nachgehen. Dafür mache ich den Kindern Angebote, die ihre Sinne ansprechen und sämtliche Bildungsbereiche umfassen, die im Berliner Bildungsprogramm festgelegt sind, so dass sie Erfahrungen und Kenntnisse auf den Gebieten Körper/ Bewegung/Gesundheit, soziale und kulturelle Umwelt, Schrift und Kommunikation, Kreativität, Musik, Mathematik und Naturwissenschaften erwerben.
Die Arbeit mit den Kindern bedeutet für mich, ihre Stärken zu stärken, um ihre Schwächen zu schwächen. Grundpfeiler dafür sind Respekt, Sensibilität und Fürsorge.
2. Pädagogische Arbeit
„Alles, was ich Kindern zeige, können sie nicht mehr selbst entdecken.“
C. J. Piaget
Die Entwicklungsschritte der Kinder werden von mir wahrgenommen und laufend mit Fotos und Filmaufnahmen dokumentiert. Diese Beobachtung ist für mich eine spezielle Form der Beachtung, auf die die Kinder ein Recht haben. Hierzu verwende ich das Berliner Sprachlerntagebuch, Entwicklungstabellen (zum Beispiel von Beller und Michaelis), wie sie auch von Kinderärzten bei den Vorsorgeuntersuchungen benutzt werden, und Fragebogen, die sich vor allem auf das Kind in der Gruppe beziehen. Die Beobachtungen werden dazu genutzt, Ressourcen und Begabungen genauso wie Beeinträchtigungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Unterstützungsangebote zu machen. Die Entwicklung der Kinder wird außerdem in Portfolios festgehalten.
Darauf aufbauend führe ich mit den Kindern zu verschiedenen ihre Interessen widerspiegelnden Themen Projekte durch, die alle Bildungsbereiche ansprechen. Beispiele hierfür sind Themen wie „Das bin ich“, „Musik“, „Blumen und Pflanzen“ oder „Wasser“, die die Kinder jeweils über mehrere Wochen in unserem Alltag begleiten und die sich auch an Jahreszeiten und Feiertagen orientieren. „Projekt“ bedeutet in diesem Fall, dass die pädagogischen Angebote sich über einen längeren Zeitraum um ein und das gleiche Thema drehen – nicht aber, dass etwa täglicher „Unterricht“ stattfindet!
Den größten Teil des Tages nimmt das Freispiel ein. Die Kinder können Tätigkeiten und Material frei wählen, selbst entscheiden, ob sie allein, mit einem anderen Kind oder in der Gruppe spielen, sich selbst den Ort aussuchen, an dem sie spielen möchten sowie die Dauer des Spiels festlegen und vor allem, was und wie sie spielen möchten. Dies bietet die Möglichkeit, sich „frei zu spielen“, das heißt die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse im Spiel umzusetzen, sie auszudrücken und auszuleben.
Im Vordergrund steht in jedem Fall der Spaß an der Sache – kein Kind wird gezwungen, die gemachten Angebote anzunehmen. Nur wer sich wohlfühlt, wird sich engagieren, und nur wer sich engagiert, wird sich weiterentwickeln.
2.1 Die Bildungsbereiche
2.1.1 Körper, Bewegung und Gesundheit
„Alles was der Mensch in seinem Leben lernt, lernt er durch Bewegung.
Sie ist die Verbindung von Körper und Geist, der Motor, der uns am Leben hält“
Prof. Dr. R. Zimmer
Eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben des Kindes in den ersten Lebensjahren besteht darin, dass es vielfältigste Bewegungserfahrungen in seiner ihn umgebenden Welt macht, sie ordnet, um damit experimentieren zu können.
Die Kinder sollen einen gesunden Umgang mit ihrem Körper und ein positives Selbstkonzept entwickeln. Deshalb gebe ich ihnen genügend Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten und Grenzen ihres Körpers zu erleben.
Im Aufenthalt außerhalb der Wohnung wird dem Bewegungsbedürfnis der Kinder ebenfalls Rechnung getragen. So verbringen wir viel Zeit mit Spazierengehen oder dem Besuch von Spielplätzen, auf denen sie sich ungezwungen bewegen und das Gelände erkunden können. Auch machen wir regelmäßig jeden Freitag Sport – je nach Wetter draußen (zum Beispiel Lauf-, Ball- und Wurfspiele, Balanceübungen, Rückwärtsbewegungen, Bewegen durch Röhren und so weiter) oder drinnen (zum Beispiel Elemente aus dem Kinderyoga, Übungen zu Körpergefühl und –kontrolle, Spannungs- und Entspannungsübungen und so weiter).
Den Kindern, die dies bereits umsetzen können, stelle ich Bewegungsaufgaben, die mit sprachlichen, sinnlichen, sozialen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Fragen verbunden sind.
Auf all unseren Wegen findet bereits eine altersgerechte Verkehrserziehung statt (beispielsweise Halten an Einfahrten, Überqueren von Straßen, Ampeln etc.). Die Strecken werden, sobald es den Kindern möglich ist, grundsätzlich zu Fuß und in ihrem eigenen Tempo von ihnen zurückgelegt, um auch hier die Eigenbildung zu gewährleisten.
Besonders in diesem Bildungsbereich werden die Kinder im Auf- und Ausbau ihrer Kompetenzen unterstützt: Grob- und Feinmotorik, Schnelligkeit, Koordinationsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Gleichgewicht und Körpergefühl; durch immer wechselnde Spielplätze erlernen und festigen die Kinder verschiedenste Bewegungsfertigkeiten und erwerben spielerisch Mut und Ausdauer. Auch das Dosieren von Kraft beim Klettern, Festhalten, Schaukeln etc. wird eingeübt. All dies fördert das Selbstvertrauen, das Gefühl für eigene Möglichkeiten und Grenzen, aber auch das Achten und die Rücksicht auf andere Kinder. Nicht zuletzt hat die Erweiterung körperlicher Fähigkeiten auch die Erweiterung des Handlungsspielraums zur Folge.
Die Wege werden, sobald es den Kindern möglich ist, grundsätzlich zu Fuß und in ihrem eigenen Tempo von ihnen zurückgelegt, um auch hier die Eigenbildung zu gewährleisten.
Zum Bereich der Gesundheit gehört selbstverständlich eine kindgerechte, abwechslungs- und vitaminreiche Ernährung.
Das Essen wird von mir selbst zubereitet: Es gibt viel Gemüse (auch als Rohkost) und frisches Obst, einmal wöchentlich Fisch und/oder Fleisch. Natürlich werden hierbei eventuelle Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder -allergien genauso berücksichtigt wie religiöse Besonderheiten und aktuelle (Umwelt-) Entwicklungen und deshalb gegebenenfalls Nahrungsmittel vom Speiseplan ausgeschlossen. Süßigkeiten stehen nicht auf dem Speiseplan. Zu trinken bekommen die Kinder je nach Wunsch Wasser oder ungesüßten Tee.
Auch im Bereich der Hygiene werden die Kinder von mir angeleitet und unterstützt: So ist das Händewaschen ebenso Bestandteil des Tagesablaufs wie das Zähneputzen und Gesichtwaschen und das regelmäßige Windelwechseln. Bei der Sauberkeitserziehung richte ich mich in Absprache mit den Eltern nach dem individuellen Tempo der Kinder.
2.1.2 Soziale und kulturelle Umwelt
„Das unterhaltsamste Spielzeug eines Kindes ist ein anderes Kind.“
G. B. Shaw
Die Entwicklung sozialer Fähigkeiten stellt Kinder in den ersten Lebensjahren vor große Aufgaben: Sie lernen Gefühle bei sich und anderen zu erkennen, sich in andere einzufühlen, eigene Gefühle und eigenes Verhalten zu regulieren, sich mit Regeln und Normen auseinander zu setzen, Mitglied einer Gruppe zu sein und soziale Interaktionen einzuleiten. Die Bewältigung dieser Aufgaben löst intensive Gefühle aus und braucht eine einfühlsame und konsistente Begleitung durch einen Erwachsenen.
Jedes Kind wird als eigenes Individuum angesehen und anerkannt. Die Kinder lernen in der Gemeinschaft der Gruppe den richtigen Umgang mit Konflikten, Kompromisse zu schließen und Lösungen zu finden. Auch Teilenkönnen, das Eigentum anderer achten und gegenseitiges Helfen ist in diesem Bereich ein großer Lernerfolg. Sie können dabei feststellen, dass sie selbst für ihr Handeln verantwortlich sind und dass sie ihr Verhalten gegenüber anderen kontrollieren können. Das bedeutet für mich, mich weitgehend aus dem Spiel der Kinder herauszuhalten, die entstehenden Konflikte zu beobachten, aber nicht zwingend einzugreifen.
2.1.3 Kommunikation: Sprachen, Schriftkultur und Medien
„Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken.“
S. Johnson
Die Sprache ist das wesentliche Verständigungsmittel zwischen Menschen. Gefühle, Befindlichkeit, Vorlieben, Abneigungen und den eigenen Willen kann man am effektivsten durch Worte verständlich machen. Darüber hinaus repräsentieren sie das eigene Sein, die eigene Gedankenwelt. Auch andere Menschen sind durch Einsatz von Sprache steuer- und beeinflussbar, und ein gegenseitiges Verstehen wird durch Sprachaustausch möglich. Kommunikation gehört also zu den Grundbedürfnissen jedes Kindes.
Das Erlernen und der Ausbau der Sprache geschieht vor allem spielerisch: ob wie nebenbei durch Reime, Lieder und Lautmalereien als Rituale sowie Kniereiter-, Kreis- und Bewegungsspiele, oder durch gezielte Gruppengespräche, das Erklären von Abläufen und das Ansehen von Bilderbüchern und Fotos mit Gesprächen über die dargestellten Situationen und Personen. Durch „korrektes Feedback“ erlangen die Kinder zunehmend grammatische Sicherheit.
Selbstverständlich stehen den Kindern zahlreiche Sach- und Bilderbücher zu allen erdenklichen Themen zur Verfügung, die sie alleine ansehen oder mit mir gemeinsam lesen können. Auch das Nachfragen nach unbekannten Wörtern beim Vorlesen hilft bei der Erweiterung des Wortschatzes.
2.1.4 Kreativität und Ästhetik
„Als Kind ist jeder ein Künstler.
Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“
P. Picasso
In diesem Bereich liegt ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit, denn beim Herstellen und Gestalten werden die feinmotorische Entwicklung unterstützt und Erkenntnisse über Zusammenhänge, auch materielle, gefördert: Gestaltungsprozesse sind Erkenntnisprozesse. Die Materialien in Sichtweite der Kinder haben Aufforderungscharakter und sind stets zugänglich.
Je nach Alter und feinmotorischem Geschick bastele ich mit den Kindern einzeln oder in der Gruppe. Hier reicht die Bandbreite von ersten Malerfahrungen mit Bunt-, Wachs- und Filzstiften, Kreiden und Pinseln bis hin zu selbständigem Schneiden mit der Schere und sachgerechtem Benutzen von Klebstoffen.
2.1.5 Musik und Tanz
„Es gibt Bereiche der Seele, die nur durch die Musik beleuchtet werden.“
Z. Kodály
Musik bedeutet für Kinder vor allem zu experimentieren: mit der Stimme, mit Worten, mit Geräuschen, Lautstärke, Klängen und Lauten. Außerdem entwickeln Kinder in diesem Bildungsbereich ein Gefühl von Rhythmus durch Klatschen, Nachgehen, Klopfen, Hüpfen, Laufen, Malen und so weiter, und auch das Sprach- und das Erinnerungsvermögen werden durch das Erlernen von Texten und Liedern gefördert.
In diesen Lernbereich gehören einerseits die projektthemenbezogenen Kinderlieder und klassische Musik, andererseits aber vor allem das tägliche Singen von (Bewegungs-) Liedern auch in anderen Sprachen als der deutschen, das Herstellen und gemeinsame Musizieren mit Rhythmusinstrumenten (zum Beispiel Rasseln, Tamburins, kleinen Trommeln, Schellen, Bodhrans, Djemben) und das Tanzen und Turnen nach Musik.
So kommt dem Singen und Musizieren bei uns ein besonderer Stellenwert zu, und ich achte sensibel auf stillere Kinder, um sie zu motivieren, sich im Kreis der vertrauten anderen Kinder zu trauen, auch einmal im Mittelpunkt zu stehen.
2.1.6 Mathematische Grunderfahrungen
„Das Buch der Natur ist in der Sprache der Mathematik geschrieben.“
G. Galilei
Mathematische Strukturen sind die, die sich mit Mengen und deren Verhältnissen zueinander beschäftigen. Sie finden sich in allen Bereichen des Lebens wie Rhythmus, Musik, Tanz, Pflanzen, Blumen, Sternen, Jahreszeiten und so weiter in Form von Oberbegriffen, Unterscheidungen, Mengenvergleichen und Relationen. Überall, auch im unmittelbaren Umfeld der Kinder, können Größendimensionen, Gewichte, Temperaturen, Farben, Formen und Mengen verglichen, zugeordnet, sortiert, klassifiziert und differenziert werden. All dies können bereits Kinder in der von mir betreuten Altersgruppe, die vom späteren Rechnen oft noch weit entfernt sind.
Hier steht den Kindern vielfältiges pränumerisches und numerisches Material zur Verfügung, denn bereits Bausteine (Holz, Duplo, Brix, Schaumstoff etc.) ermöglichen die Erfahrung von Form, Farbe und Größe. Auch aus dem Montessori-Bereich haben wir unterschiedliches Spielmaterial mit geometrischen Formen.
2.1.7 Naturwissenschaftlich-technische Grunderfahrungen und Umwelt
„Jedes Naturgesetz, das sich dem Beobachter offenbart,
lässt auf ein höheres, noch unerkanntes schließen.“
A. v. Humboldt
Die Naturwissenschaften beinhalten die großen Bildungsbereiche Physik, Chemie und Biologie. Diese mit Ökologie zu verknüpfen führt zu dem Bewusstsein, dass jedes Handeln Auswirkungen auf die Umwelt hat, für die jeder Einzelne die Verantwortung trägt. Ziel dieses Bildungsbereichs ist es daher auch, das Interesse der Kinder an der Natur zu wecken und zu fördern, Sinneserfahrungen zu sammeln, das Wissen über Pflanzen und Tiere zu entwickeln, die Elemente Wasser, Luft, Feuer und Erde kennen zu lernen und zu erfahren und das Umweltbewusstsein zu fördern. Hierzu bietet sich vor allem die gemeinsame Durchführung von ungefährlichen Experimenten an, was dem natürlichen Forscherdrang der Kinder entgegenkommt und alle ihre Sinne anspricht.
Die Freude am ausdauernden Untersuchen von unterschiedlichen Dingen, am Ausprobieren von und dem feinmotorischen Umgang mit Instrumenten und Materialien verschiedenster Art wie Messbecher, Lupen, Schläuche, Flaschen, Schwämme, Magnete, Waagen und so weiter, am Erkunden vom Zusammenwirken unterschiedlicher Stoffe, schafft Erfahrungen, die den Kindern helfen, sich ihre Lebenswelt zu erschließen.
Nicht nur auf Spielplätzen beispielsweise bei Herausforderungen wie der Statik beim Bau eines Tunnels oder beim Stauen von Wasser, sondern auch bei der Fütterung von Tieren und beim Säen und Versorgen von Pflanzen lassen sich viele Erfahrungen sammeln. In kleinen Schritten wird dabei auch gelernt, Verantwortung zu übernehmen.
2.1.8 Weitere Angebote
„Aus der Art, wie das Kind spielt, kann man erahnen,
wie er als Erwachsener seine Lebensaufgabe ergreifen wird.“
R. Steiner
Je nach Alter der Kinder und sobald diese die Verhaltensregeln, die für den Aufenthalt außerhalb der Wohnung gelten, verinnerlicht haben, plane ich Ausflüge, die uns beispielsweise in Kindertheater, Museen, Ausstellungen und Zirkusvorführungen führen. In der Vergangenheit haben wir außerdem Tagesausflüge zu einem für Kleinkinder geeigneten Indoorspielplatz, auf BVG-Betriebshöfe, zu besonders schönen Spielplätzen in anderen Bezirken, zum Britzer und zum Botanischen Garten und Lankwitzer Gemeindepark, zu Tiergehegen, in den Zoo und das Aquarium gemacht sowie Dampferfahrten unternommen.
Durch den Beruf der Väter von mir betreuter Kinder war es möglich, eine Feuerwache, eine Kirchenorgel und eine Tischlerei zu besuchen. Für solche von den Eltern insbesondere mit technischen oder naturwissenschaftlichen Arbeitsplätzen gebotenen Möglichkeiten bin ich besonders dankbar, weil den Kindern hier Einblicke in die Berufswelt geboten werden, bei denen sie selbst praktische Erfahrungen machen können. Besonders beliebt dabei ist bei den Kindern das Picknick, das wir auf unseren Ausflügen machen. Die Kinder nehmen diese Bildungsangebote begeistert an und erzählen oft noch tagelang davon.
Natürlich feiern wir auch Feste im Verlauf des Jahres. Das sind selbstverständlich die Geburtstage der Kinder, aber auch der Fasching wird ausgelassen gefeiert.
In der Adventszeit verbringen wir bei uns einen gemeinsamen Nachmittag bei Tee und Selbstgebackenem mit den Eltern und Geschwistern der Kinder und führen diesen einiges von dem, was wir im Laufe des Jahres gelernt haben, vor.
Auch der Abschied jedes Kindes wird mit einem Fest begangen. Obwohl der Anlass für die Kinder, die hier bleiben, und mich ein trauriger ist, ist er für das scheidende Kind ein weiterer großer und wichtiger Schritt auf dem Weg zum groß und selbständig Werden, und so begehen wir natürlich eine fröhliche Feier.
3. Zusammenarbeit mit den Eltern
„Es gibt kein Alter, in dem alles so irrsinnig intensiv erlebt wird
wie in der Kindheit. Wir Großen sollten uns daran erinnern, wie das war.“
A. Lindgren
Bereits das Treffen der Entscheidung, dass und zu welcher Tagesmutter Eltern ihr Kind geben wollen, stellt für diese meist einen schwerwiegenden und schwierigen Schritt dar. Daher werden bereits beim Erstgespräch alle nötigen Informationen – beispielsweise über die Eingewöhnung, die Projektarbeit und den Tagesablauf – vermittelt und alle Fragen beantwortet. Vielfach ist die Abgabe des Kindes in eine Einrichtung mit einem schlechten Gewissen verbunden, weshalb ich den betreffenden Eltern vermittele, dass sie sich nicht von ihrem Kind trennen, sondern es ihm ermöglichen, einen weiteren großen Entwicklungsschritt durch neue Erfahrungen zu vollziehen, der ihm viele Vorteile bringt und den sie als Eltern aktiv begleiten.
Da ich die Beziehung zwischen den Eltern und mir als Erziehungspartnerschaft betrachte, ist der ausführliche Austausch eine wichtige Voraussetzung für meine erfolgreiche Arbeit mit den Kindern, denn Eltern sind die Experten für ihre eigenen Kinder. Ich bin deshalb an der konstruktiven Zusammenarbeit interessiert und dafür immer offen.
Neben dem täglichen Austausch beim Bringen und Abholen der Kinder biete ich den Eltern im Abstand von etwa sechs Monaten ausführliche Gespräche in Abwesenheit der Kinder an, in denen ich ihnen die von mir dokumentierten Beobachtungen zur Entwicklung ihres Kindes und seines Verhaltens in der Gruppe schildere.
Darüber hinaus bin ich selbstverständlich für von den Eltern gewünschte Gespräche jederzeit offen beziehungsweise lade sie bei Bedarf auch zu einem Gespräch „außer der Reihe“ ein, wenn mir dies ratsam erscheint. Sollten sich beispielsweise auch nur kleinere Entwicklungsauffälligkeiten des Kindes zeigen, spreche ich die Eltern darauf an und stehe ihnen für ein beratendes Gespräch zur Verfügung.
Weitere Informationen erhalten Eltern bei den Tür- und Angelgesprächen, durch Elternmails, per Aushang im Flur (beispielsweise die Pläne der jeweiligen Projekte) sowie durch mündliche oder telefonische Benachrichtigungen. Für Kritik bin ich jederzeit offen, auch und vor allem deshalb, weil Kinder vorhandene Ressentiments der Eltern spüren und sich dies nachteilig auf ihr Wohlbefinden auswirken könnte.
Ich nehme gerne jedes elterliche Angebot an, den Kindern die Besonderheiten anderer Länder oder Kulturkreise nahe zu bringen. Dies kann in Form von mitgebrachten Spielzeugen, Mahlzeiten, Kinderliedern, typischer Kleidung und Büchern geschehen, so dass beispielsweise ein Projekt entstehen oder eine Feier gestaltet werden kann. Ich bin für alle Anregungen und Informationen dankbar. Das Kennenlernen des Berufslebens der Eltern ist ebenfalls für Kinder eine große und lehrreiche Attraktion, so dass wir gerne Eltern an ihren Arbeitsstätten besuchen. Auch das Vorstellen besonderer Musikinstrumente oder Hobbies wird gerne in Anspruch genommen.
4. Schlusswort
„Das vornehmlichste Erziehungsziel ist, Menschen zu schaffen, die fähig sind, neue Dinge zu tun, nicht einfach das zu wiederholen, was andere Generationen taten – Menschen, die schöpferisch, erfinderisch, die Entdecker sind. Das zweitwichtigste Erziehungsziel ist, Geister heranzubilden, die kritisch sind, verifizieren können und nicht alles hinnehmen, was man ihnen anbietet.“
J. Piaget
Ich halte die Betreuung von Kindern durch eine Tagesmutter in der Zeit bis zum vierten Lebensjahr für einen guten und wichtigen Zwischenschritt auf dem Weg vom Elternhaus zur Großgruppe im Kindergarten. Den Bedürfnissen von Kindern dieser Altersgruppe kann hier in vielfältiger Weise und besser als in größeren Gruppen Rechnung getragen werden. So befinden sich die Kinder bei mir nicht nur in einer Bildungs-, sondern auch in einer Wohlfühleinrichtung.
Kinder können in dieser Zeit bei mir lernen, den Kreis von Bezugspersonen zu erweitern, ohne auf den festen Halt durch einen regelmäßigen Tagesablauf und auf eine individuelle Entwicklung durch das Eingehen auf alters- und persönlichkeitsgemäße Möglichkeiten sowie Stärken und Schwächen verzichten zu müssen.
Sie werden bei mir gefordert, aber niemals überfordert. Angebote, Kinderzahl und der häusliche Rahmen sind überschaubar und das individuelle Eingehen auf jedes einzelne Kind ist immer gewährleistet. Dies ermöglicht es ihnen, sich zu orientieren und sicher zu fühlen.
Kinder sind mit einer Vielzahl von Kompetenzen ausgestattet wie beispielsweise Neugier und Entdeckungslust, Kreativität, Grob- und Feinmotorik, Eigeninitiative, Kommunikationsfertigkeiten, Denk- und Problemlösefähigkeit sowie Verantwortungsbewusstsein. Durch abwechslungsreiche Angebote in allen Bildungsbereichen erweitern die von mir betreuten Kinder diese Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen, die ihnen in sämtlichen Lebensbereichen zu mehr Praxis und Selbstsicherheit verhelfen.
Die Kinder werden darin unterstützt, selbstbewusste, kreative, kritische, urteils- und demokratiefähige, soziale, tolerante und vor allem: GLÜCKLICHE MENSCHEN zu werden.
Sie wachsen bei mir in größtmöglicher Freiheit, aber auch in einem Rahmen von haltgebenden Regeln auf. Eine der wichtigsten ist hierbei die Achtung vor sich selbst und anderen: Die Freiheit des Einen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.
Berlin, im August 2012